Lehrgrabung am Mauracher Berg (Gem. Denzlingen, Lkr. Emmendingen)
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Im August und September 2011 führte die Abteilung Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie des Mittelalters des IAW eine Lehrgrabung in der Gemeinde Denzlingen durch. Schauplatz des Geschehens war die Ruine der mittelalterlichen Severins-Kapelle auf dem Mauracher Berg bei Denzlingen. Geleitet wurde das Projekt von Prof. Sebastian Brather, die örtliche Grabungsleitung übernahm Benjamin Hamm M.A. Als wissenschaftlicher Partner beteiligte sich zudem die Archäologische Denkmalpflege im Regierungspräsidium Freiburg (Referat 26) an der Grabung. Finanziert wurde sie vor allem durch Spenden der Denzlinger Bevölkerung.
Ausgangspunkt des Projektes waren geophysikalische Untersuchungen, die die Archäologische Denkmalpflege im Jahr 2010 durchgeführt hatte.[1] Diese Bodenradar-Messungen zeigten Strukturen auf, die eine ältere Bebauung des Plateaus vermuten ließen. In historischer Hinsicht liegt die besondere Bedeutung des Fundplatzes nicht zuletzt darin, dass Schriftquellen des 10. Jahrhunderts den Mauracher Berg als Streitsache zwischen dem damaligen Grafen des Breisgaus, Guntram, und Kaiser Otto I. erwähnen.
In der diesjährigen Kampagne nahmen 12 Studierende die Herausforderung an, zwei Sondageschnitte auf dem Plateau zu untersuchen. Beide Schnitte hielten interessante und ein wenig überraschende Ergebnisse parat.
Der erste Schnitt im Vorfeld des Kirchenbaus versprach laut Bodenradar Mauerreste. Doch nach den ersten drei Wochen kamen nicht die erhofften Baustrukturen zutage, sondern Teile eines hochmittelalterlichen Friedhofs. Zwar war mit einzelnen Bestattungen im Umfeld der Kirche gerechnet worden, jedoch nicht mit einem größeren Bestattungsplatz. In aufwendiger Detailarbeit konnten 4 Skelette geborgen werden. Weitere elf Gräber sollen in der nächsten Kampagne folgen.
Es bleibt die Frage, wer an dieser Stelle bestattete und woher die Toten kamen.
Im zweiten Sondageschnitt innerhalb der Kapelle zeigten sich bereits in den ersten Grabungstagen die Reste des historischen Gebäudes. Dieses ist durch eine Bauinschrift im Portal in den Zeitraum um das Jahr 1497 datiert. Ein Versturzhorizont aus Ziegeln der Dachkonstruktion und Reste eines Steinfußbodens lieferten Eindrücke aus der Zeit der letzten Nutzung der Kirche als Wallfahrtsort.
In den tieferen Schichten folgten in der zweiten Hälfte der Kampagne Spuren einer älteren Bebauung des Mauracher Berges. Eine teilweise zur Steingewinnung abgetragene ältere Quadermauer, deren genauen Verlauf es noch zu ermitteln gilt, bietet den Anreiz für eine Weiterführung der Lehrgrabung.
Für die tatkräftige Unterstützung sei zunächst der Archäologischen Denkmalpflege im Regierungspräsidiums Freiburg, vertreten durch Herrn Dr. Bertram Jenisch, sehr herzlich gedankt. Ebenfalls großer Dank gebührt der Gemeinde Denzlingen für die großzügige ideelle und materielle Förderung des Grabungsprojekts. Als gute Geister begleiteten Prof. Dieter Geuenich und Dieter Ohmberger die Grabung mit unermüdlichem Einsatz und großer Begeisterung. Spenden der örtlichen Bäckerei und Metzgerei sowie des Lebensmittelhandels stellten eine herausragende Versorgung sicher, wodurch sich das Team auf seine archäologische Aufgabe konzentrieren konnte. Für ein angenehmes Umfeld über den wissenschaftlichen Rahmen hinaus sorgte ferner das große Interesse der Denzlinger Bevölkerung, das sich im Rahmen zweier öffentlicher Termine und in zahlreichen Besuchen während der Grabungszeit widerspiegelte.
Benjamin Hamm
Neuere Ausgrabungen 2012-2014:
- Zusammenfassender Bericht der Grabungsergebnisse bis 2013 (aus: Archäologische Nachrichten aus Baden, Heft 86/86, 2013).
- Film über die Ausgrabung 2014 (von Hans-Jürgen R. P. van Akkeren)