Koloniale Kontexte in der Ur- und Frühgeschichtlichen Lehrsammlung der Universität Freiburg
Die Lehrsammlung der Abt. Urgeschichtliche Archäologie sowie Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie des Mittelalters umfasst mehr als 11.000 Objekte, die in den Jahren 2018/19 vollständig inventarisiert wurden. Die auf alten Fundzetteln sowie in einer hauptsächlich in den 1920er und 1930er Jahren geführten Inventarliste festgehaltenen Informationen machen deutlich, dass eine Reihe von Objekten aus Regionen stammt und vermutlich in Zeiträumen und unter Umständen erworben wurde, als diese unter formalen Kolonialherrschaften standen bzw. die von kolonialen Strukturen geprägt waren. Dadurch ergeben sich zahlreiche Verdachtsfälle für koloniale Kontexte in den Erwerbungsgeschichten der Funde.
Vor diesem Hintergrund wird ein „Erstcheck“ durchgeführt, der 1. die Verifizierung der Verdachtsfälle, 2. die Aufdeckung weiterer kolonialer Provenienzen, 3. die Prüfung von Zusammenhängen zu kolonialen „Forschungsexpeditionen“ in Verbindung mit der Freiburger Universität vor dem Ersten Weltkrieg, 4. die Dokumentation aller verfügbaren Informationen und damit 5. die Schaffung von Voraussetzungen für weitere Recherchen zu Personen und Netzwerken in kolonialen Kontexten im Fach zum Ziel hat.
Zentral ist dafür die Archivrecherche an der Universität sowie an weiteren Einrichtungen, die im Laufe der über 150 Jahre umfassenden Geschichte der Lehrsammlung institutionell mit ihr verbunden waren. Dadurch sollen möglichst alle in Freiburg vorhandenen Informationen zu den entsprechenden Ankäufen und Schenkungen und den daran beteiligten Personen gesammelt und aufgearbeitet werden.
Darüber hinaus sollen Kontakte zu anderen Ur- und Frühgeschichtlichen Lehrsammlungen im deutschsprachigen Raum, die eventuell Ähnliches in ihren Beständen bewahren, geknüpft und zur Auseinandersetzung mit der Thematik im Fach insgesamt beigetragen werden. Die Ergebnisse des Projektes sollen u. a. in die jeweiligen Datensätze in der Bilddatenbank Freikon eingepflegt, in einer Vitrine im Abteilungsgebäude präsentiert und durch eine Publikation der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Kontakt: laura.kuhn@ufg.uni-freiburg.de
Gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste
Aktuell:
Einladung zum Workshop "Koloniale Kontexte in Ur- und Frühgeschichtlichen Lehrsammlungen" am 14. Oktober 2024 (online) Einladung PDF
Colonial Contexts in the Prehistoric and Early Medieval Teaching Collection of the University of Freiburg
The teaching collection of the Departments of Prehistoric Archaeology and Early Medieval and Medieval Archaeology of the University of Freiburg comprises more than 11,000 objects, which were fully inventoried in 2018/19. Original notes that were kept with the objects and an inventory list mainly from the 1920s and 1930s make it clear that a number of finds originate from regions and were presumably acquired in periods and under circumstances when these were under formal colonial rule or were affected by colonial structures. This gives rise to numerous suspected cases for colonial contexts in the acquisition histories of the finds.
Against this background, an “Initial Check” is being carried out with the aim of 1. verifying the suspected cases, 2. uncovering further colonial provenances, 3. examining connections to colonial “expeditions” linked to the University of Freiburg before World War I, 4. documenting all available information and thus 5. creating the conditions for further research on persons and networks in colonial contexts in the discipline.
Central to this is research at the University‘s archive and at other institutions that were institutionally connected to the teaching collection over the course of its 150-year history. The aim is to collect and analyze all available information in Freiburg on the relevant acquisitions and donations and the people involved.
In addition, contacts are to be established with other prehistoric and early medieval teaching collections in German-speaking countries, which may have similar items in their collections, and to contribute to the discussion of the subject in the discipline as a whole. The results of the project will be added to the respective data records of the Freikon image database, presented in a display case in the department building and made accessible to the public through a publication.
Contact: laura.kuhn@ufg.uni-freiburg.de
Funded by the German Lost Art Foundation